Erprobung von Ansätzen, um Großkopfsteinpflaster besser befahrbar zu machen
Anlass, Hintergrund und Vorteile
Unebenes Natursteinpflaster erschwert in Eichwalde und Umgebung das Radfahren, sodass der Fahrkomfort deutlich eingeschränkt ist. Dabei wären viele Nebenstraßen aufgrund ihres geringen Verkehrsaufkommens eigentlich gut für den Radverkehr geeignet und könnten sinnvoll in den Ausbau des Zielnetzes eingebunden werden.
Im Reallabor wurde daher seit 2020 verschiedene Methoden untersucht, um Natursteinpflasterstraßen besser befahrbar zu machen. Neben dem Schleifen der Oberfläche wurden auch alternative Verfahren geprüft, darunter wasserdurchlässige Deckschichten sowie eine vollständige Fahrbahnsanierung mit Betonsteinpflaster.
Basierend auf den Tests des NUDAFA-Reallabors in den Jahren 2020 und 2024 kam im Frühjahr 2025 erstmals eine neue Schleiftechnik im Berliner Priesertweg (Bezirk Tempelhof-Schöneberg) zum Einsatz. Im Juni 2025 folgte ein weiterer Test in der Straße „Am Graben“ in Eichwalde. Dort wurde nicht nur sehr unebenes Großsteinpflaster geschliffen, sondern auch erstmals eine Kombination aus 3D-Vermessung und digitaler Schleifsimulation eingesetzt – unseres Wissens nach weltweit in dieser Form einmalig. Beim Schleifen handelt es sich um s.g. “Precision Grinding” mit einer schnelldrehenden, mit Diamanttrennscheiben bestückten Welle an einer Großfräse der Firma Wirtgen (“Wirtgen Precision Grinder”).
Radfahren in Nebenstraßen überhaupt erst möglich machen
Das Schleifen von Großkopfsteinpflaster zielt in erster Linie darauf ab, den Fahrkomfort für Radfahrende deutlich zu verbessern. Insbesondere in Nebenstraßen kann dadurch eine Verlagerung vom Gehweg auf die Fahrbahn erreicht werden – was Konflikte mit dem Fußverkehr reduziert. In verkehrsarmen Straßen ohne Durchgangsverkehr ist das Fahren auf der Fahrbahn zudem oft sicherer als auf dem Gehweg, wo schlecht einsehbare Einfahrten, Gartentore oder ausfahrende Autos das Unfallrisiko erhöhen.
Erhalt der Versickerungsfähigkeit des Kopfsteinpflasters
Ein wesentlicher Vorteil gegenüber einer Asphaltierung liegt in der Regenwasserbewirtschaftung: Während Asphaltdecken in der Herstellung pro Quadratmeter zunächst günstiger erscheinen, machen begleitende Maßnahmen wie der Einbau von Regenwasserkanälen oder Schächten viele Projekte teuer und aufwendig. Gerade in kleinen Kommunen und in Nebenstraßen wird die Sanierung dann unwirtschaftlich. Beim Schleifen bleibt die natürliche Versickerungsfähigkeit des (unverfugten) Kopfsteinpflasters erhalten, was den Gesamtaufwand reduziert und die Maßnahme gegebenenfalls finanzierbar macht.
Schnelle Umsetzung
Das Abschleifen von kurzen Strecken mit Kopfsteinpflaster kann innerhalb weniger Tage erfolgen. Besonders an Lückenschlüssen im Radverkehrsnetz lässt sich mit dem Schleifen schnell und vergleichsweise kostengünstig ein spürbarer Nutzen erzielen – ohne umfassende Baumaßnahmen oder lange Sperrzeiten.
Denkmalschutz und Lärmbelastung
Kopfsteinpflasterstraßen gelten häufig als ortsbildprägende Elemente und unterliegen deswegen teilweise sogar dem Denkmalschutz. Durch das gezielte Schleifen lässt sich die Funktionalität deutlich verbessern, ohne den historischen Charakter zu verändern. In Wohngebieten erhöht dies die Lebensqualität, in Ortskernen die Aufenthaltsqualität. Letztlich profitiert auch der Kraftfahrzeugverkehr von einer leiseren und besser befahrbaren Oberfläche.
Bedenken hinsichtlich möglicherweise erhöhter Fahrgeschwindigkeiten auf der nun erheblich ebeneren Oberfläche sind unbegründet: In Wohn- und Nebenstraßen gilt oftmals Tempo 30. Zusätzlich halten die kurzen Abstände zwischen Knotenpunkten das Geschwindigkeitsniveau auch nach der Maßnahme weiterhin niedrig. Dass die Fahrbahnoberfläche durch die Schleifrillen griffiger wird, dürfte der Verkehrssicherheit zusätzlich zuträglich sein.
Detaillierte Informationen zum Projekt finden Sie hier: https://www.nudafa.de/teilprojekte/komfortables-kopfsteinpflaster/
Textquelle: NUDAFA-Reallabor
Ergebnis des Projekts mit geschliffener Fahrbahn und dem Parkstreifen (Foto: NUDAFA-Reallabor)