Kommunen

Interkommunales Radverkehrskonzept ZESplus mit Reallabor

Seit März 2020 arbeiten die Gemeinden Eichwalde, Zeuthen und Schulzendorf zusammen mit FixMyCity und der TU Berlin an der Entwicklung eines interkommunalen Radverkehrskonzepts mit dem Namen ZESplus. Im Rahmen des NUDAFA-Projekts werden dabei auch digitale Analyse- Beteiligungs- und Planungstools entwickelt und erprobt. Der Name ZESplus verweist auf die Zusammenarbeit der benachbarten ZES-Gemeinden. Das “plus” steht für eine Aufwertung des bereits vorhandenen Radnetzes, aber auch für die Einbeziehung der Bürger:innen, der lokalen Initiative Netzwerk fahrradfreundliches LDS (-Nord), sowie der umliegenden Nachbargemeinden und des Haupstadtflughafens BER.

Die Grundidee des ZESplus-Konzepts ist simpel: In ihrem Alltag fahren die Bewohner:innen der ZES-Region oft von der einen Gemeinde in die andere und benötigen daher durchgehende, sichere und komfortable Wegeverbindungen. Um die Bedürfnisse und die Handlungsbedarfe im gemeinsamen Siedlungsraum besser zu verstehen, wurde mit speziell entwickelten Analysemethoden eine gemeinschaftliche Datengrundlage geschaffen. Diese bildet die Basis für die darauf aufbauende, partizipative Entwicklung des interkommunalen Radverkehrskonzepts.

Die Ergebnisse der gemeindeübergreifenden Analyse werden in mehreren Themenkarten zusammengefasst. Sie verschaffen Einblick in die Situation vor Ort und machen wichtige Aspekte des Radverkehrs sichtbar. Dies unterstützen die beteiligten Verwaltungen, Bürger:innen, Planer:innen bei der Konzeption eines Radverkehrsnetzes für die drei Gemeinden und von darüber hinausgehenden Maßnahmen der Radverkehrsförderung.

Ziel des BMBF-geförderten Forschungsprojektes zur “Nutzerdaten-gestützten Planung eines integrierten Fahrradverkehrsnetzes” (NUDAFA) ist es, gemeinsam mit den lokalen Akteuren den Radverkehr im Siedlungsraum der Gemeinden Eichwalde, Zeuthen und Schulzendorf gezielt zu fördern. Im Fokus steht dabei

  1. die Erstellung einer datenbasierten Arbeitsgrundlage,
  2. die partizipative Einbindung der zivilgesellschaftlichen Akteure in die Konzeption des interkommunalen Radwegenetzes und die Entwicklung von Maßnahmen, sowie
  3. die Förderung der interkommunalen, transdisziplinären Vernetzung bei der Umsetzung von Pilotprojekten.

Im Sinne transformativer Wissenschaft werden dabei neue Mechanismen für einen umsetzungsorientierten Planungs- und Beteiligungsprozess zur Förderung des Radverkehrs entwickelt und erprobt. Dabei soll erforscht werden, inwieweit innovative, Open-Source-basierte Datenerhebungs-, Visualisierungsmethoden und Partizipationsinstrumente konsensfördernd sein können. Außerdem werden Grundlagendaten zur Entwicklung der Netzplanung aufbereitet. Dadurch wird die Konzepterstellung maßgeblich unterstützt und die Netzplanung kann besser an den tatsächlichen Bedarfen der Bürger:innen angepasst werden. Neben der Bewertung von räumlichen Parametern, den Verkehrsbedingungen sowie den vorhandenen Radverkehrsanlagen werden dabei (mit SimRa) auch Aspekte der subjektiven Sicherheit und des Fahrkomforts integriert. Das Ergebnis der Klassifizierung wird in Form einer interaktiven Karte dargestellt und auf dieser Seite veröffentlicht.

In einer zweiten Phase – dem Reallabor – kommen Vertreterinnen und Vertreter der Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Bevölkerung zusammen, um gemeinsam praxiserprobte, alltagstaugliche Lösungen zur Stärkung des Radverkehrs zu entwickeln. Drei Ziele werden dabei verfolgt: Die Erprobung von Ideen, die Einwohnerinnen und Einwohner zum Radfahren motivieren und das Radfahren im Alltag sicherer machen, der Ausbau interkommunaler Radwege sowie die Entwicklung von Planungsinstrumenten und Standards, die auch andere Kommunen anwenden können, um interkommunale Radinfrastrukturen aufzubauen.

Das Projekt umfasst die Gemeinden Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf sowie die Partnerkommunen Wildau, Schönefeld und Königs Wusterhausen. Koordinatoren des Projekts sind der Eichwalder Bürgermeister Jörg Jenoch und sein Verbundkoordinator Christoph Kollert. Beteiligt sind zudem die lokale Initiative Netzwerk fahrradfreundliches LDS (-Nord) und das Berliner Start-Up FixMyCity. Eine entscheidende Rolle spielt die Radverkehrsprofessur der Technischen Hochschule Wildau, als Partner in der Umsetzung der Realexperimente. Im Rahmen politik- und sozialwissenschaftlicher Begleitforschung unterstützt das Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung der TU Berlin durch eine Politikfeldanalyse die strategischen Ausrichtung des Reallabors und übernimmt die wissenschaftliche Evaluation des Projekts. Bereits seit März 2020 kooperiert das NUDAFA-Projekt mit dem FG Mobile Cloud Computing der TU Berlin, welches die zur Erfassung der Nutzerdaten und zur systematischen Oberflächenbewertung eingesetzte App “SimRa” entwickelte.

Detailinformationen sind zu finden unter https://www.zesplus.de/forschungsprojekt.

 

Themenkarte: Auszug aus dem interkommunalen Radverkehrskonzept ZESplus

 

Neue Radwege zum und um den Cottbusser Ostsee 

Am Cottbuser Ostsee entsteht ein Radwegenetz, das die Uferbereiche des Sees mit Erlebnisorten im Revier und im Umland der Bergbaufolgelandschaft verbinden wird. Mit der gebotenen Vorsicht können verschiedene Aussichtspunkte schon während der Flutung besucht werden. Der „Fürst-Pückler-Radweg“ führt von Cottbus kommend direkt an den Rand des früheren Tagebaus. Radwanderer, die zwischen Neuendorf, Merzdorf und Schlichow an der zukünftigen Uferlinie unterwegs sind, treffen vielerorts auf Informationstafeln, die auf den Landschaftswandel aufmerksam machen und Wissenswertes zu Bergbau und Regionalgeschichte vermitteln. Ein lohnendes Ziel für einen großartigen Rundumblick ist der Aussichtsturm in Merzdorf. Aus 30 Meter Höhe können sich die Besucher ein eindrucksvolles Bild von der Dimension des Gesamtprojekts „Cottbuser Ostsee“ machen. Am Flutungsbauwerk erwartet die Gäste eine begehbare Aussichtsplattform direkt über dem Zuleiter.

 

             

Fotos: LEAG, Stadt Cottbus

Das BMVI fördert in Cottbus mit insgesamt rund 4,6 Mio. Euro die Planung des 27 km langen Radrundwegs um den künftigen Cottbusser Ostsee sowie die Planung und den Bau des 1,6 km langen Radwegs „Seeachse“ mit begleitender Kunstinstallation. Beide Projekte finanziert das BMVI jeweils zu 100 Prozent. Die Projekte sollen bis Ende 2023 fertiggestellt sein.

Planung Radrundweg Cottbusser Ostsee 

  • Bis Ende 2029 soll auf dem Gebiet eines ehemaligen Braunkohletagebaus der etwa 1.900 Hektar große Cottbusser Ostsee entstehen.
  • Rund um den See plant die Stadt Cottbus den Bau eines 27 km langen Radrundwegs.
  • Der Radrundweg soll die am See neu entstehenden Projekte verbinden, etwa das Hafenquartier, Strandbereiche und Aussichtstürme.
  • Zudem werden die Anrainergemeinden Teichland, Neuhausen/Spree und Wiesengrund, der benachbarte Klinger See und der Branitzer Park angebunden.
  • Geplant ist auch eine Anbindung des Radrundwegs an den Öffentlichen Personennahverkehr.
  • Der Radrundweg wird außerdem Teil des regionalen Radwander- und überregionalen Fernradwandernetzes.
  • Die bewilligte Bundesförderung beträgt ca. 1,6 Mio. Euro.

Planung und Bau Radweg „Seeachse“ mit begleitender Kunstinstallation 

  • Die Stadt Cottbus plant einen 1,6 Kilometer langen Radweg „Seeachse“.
  • Der Radweg soll von der Innenstadt bis zum künftigen Hafengebiet am Cottbusser Ostsee verlaufen.
  • Zudem wird er die neuen Wohngebiete und den Forschungs- und Entwicklungsstandort Energiecampus anbinden, die auf dem ehemaligen Gewerbegebiet entstehen.
  • Die Stadt Cottbus plant außerdem, den anschließenden Radwegebau mit einer Kunstinstallation zu begleiten, die sich mit dem strukturellen Wandel der Region auseinandersetzen soll. Die konkrete Ausgestaltung soll mit einem Kunstwettbewerb entschieden werden.
  • Die bewilligte Bundesförderung beträgt ca. 3,0 Mio. Euro.

 

Hölzernes Fahrradparkhaus in Eberswalde

 

Am Freitag, 5. Juni 2020, enthüllte der Bürgermeister der Stadt Eberswalde, Friedhelm Boginski, gemeinsam mit dem Minister für Infrastrukturentwicklung und Landesplanung, Guido Beermann, das Bauschild für das Fahrradparkhaus, das innerhalb eines Jahres am Bahnhof Eberswalde entstehen soll. Die Bauarbeiten können nun starten.

„Eberswalde hat in den letzten Jahren viel unternommen um den Radverkehr im Stadtgebiet zu fördern und so das Verkehrsaufkommen besser zu regulieren“, so Bürgermeister Friedhelm Boginski. „Mit dem Fahrradparkhaus am Bahnhof in Holzbauweise haben wir nun ein in Deutschland einmaliges Projekt gestartet, darauf können alle Eberswalderinnen und Eberswalder stolz sein“, ergänzt das Stadtoberhaupt.

Insgesamt 604 Räder verschiedenster Art werden in diesem Parkhaus auf engstem Raum Platz finden; darunter wird es 60 zur Vermietung bestimmte Fahrradboxen geben.

Im Juli 2020 werden die Bauarbeiten vor Ort beginnen und bis zum Sommer 2021 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten des Projektes liegen bei geplanten 2,2 Millionen Euro, von denen rund 1,8 Millionen Euro vom Land bereitgestellt werden. Das Projekt ist Teil des EUI-Förderprogramms zur nachhaltigen Entwicklung von Stadt und Umland (NESUR). Von der Stadt Eberswalde werden 450.000 Euro getragen.

 

Am Eberswalder Bahnhof entsteht ein hölzernes Fahrradparkhaus - AGFK

Bildanimation: Leitplan GmbH

 

Neues Fahrradparkhaus in Oranienburg

 

Nach knapp einjähriger Bauzeit wurde am 31. August 2018 das Fahrradparkhaus am Bahnhof Oranienburg von Brandenburgs Verkehrs- und Infrastrukturministerin Kathrin Schneider und Oranienburgs Bürgermeister Alexander Laesicke eröffnet. Damit wurde ein weiterer, außerordentlich bedeutsamer Baustein für eine fahrradfreundliche Infrastruktur, für deren Umsetzung sich die Stadt seit längerer Zeit engagiert, gesetzt. Nach Bernau und Potsdam ist Oranienburg erst die dritte Stadt in Brandenburg, die Radfahrern ein eigenes Parkhaus bietet.

Das Fahrradparkhaus bietet auf zwei Etagen Platz für rund 1.000 Räder, die im sogenannten Doppelstockparksystem eingestellt werden. Während die Abstellplätze im Erdgeschoss vom Gehweg der Stralsunder Straße zugänglich sind, kann das Obergeschoss über zwei Treppenanlagen mit seitlichen Schieberampen erreicht werden. Auch ist eine Verbindung zum S-Bahnsteig von hier aus möglich. Neben den kostenfrei zugänglichen Abstellmöglichkeiten bietet das Fahrradparkhaus überdies mietbare Fahrradboxen und Schließfächer mit Lademöglichkeiten für Akkus. Ergänzt wird das Serviceangebot des nachts beleuchteten Fahrradparkhauses durch eine Luftpumpstation und eine Werkzeugausstattung für Notfälle. Auch eine WC-Anlage wurde als Ergänzung zur vorhandenen öffentlichen Toilette am Bahnhofsplatz in das Parkhaus integriert. Eine Videoüberwachung der Anlage ist vorerst nicht beabsichtigt. Angesichts der bundesweit hohen Fahrraddiebstahlquote wurden die technischen Voraussetzungen hierfür aber vorsorglich geschaffen.

Dank der modularen Bauweise des Fahrradparkhauses ist es möglich, die Nutzung des Parkhauses zu variieren, indem bspw. ein Teil der Anlage für die Unterbringung einer Serviceeinrichtung (Werkstadt oder Fahrradverleih) abgetrennt wird. Um Radfahrer beim Ein- und Ausparken nicht zu gefährden, wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit vor dem Fahrradparkhauses auf 30km/h begrenzt. Mit Abschluss der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes zu einem „Verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ darf hier sogar nur noch Tempo 20 gefahren werden.

Weitere Informationen vermittelt der von der Stadt herausgegebene Flyer Fahrradparkhaus.

 

     

Fotos: Sven Dehler (Stadt Oranienburg)

 

Außergewöhnliche Fahrradparksysteme

 

Die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) suchte für den Hauptbahnhof in Salzburg ein Fahrradparksystem, das auf möglichst kleiner Fläche viele Fahrräder unterbringt und für jedermann nutzbar ist. Das Problem an diesem Projekt war, das diese Fahrradanlage auf einer Rampe mit 7% Gefälle entstehen sollte. Mit den äußerst flexiblen Modulen des Easylifts (www.velopa.de) konnte eine Lösung gefunden werden, es entstand im Jahr 2014 eine benutzerfreundliche Parkanlage mit mehr als 600 Stellplätzen.

Fahrradparksystem im Hauptbahnhof Salzburg (Quelle: www.velopa.de)

Im Schulzentrum der Stadt Rutesheim (Baden-Württemberg, Landkreis Böblingen) ergänzt der Bau eines innovativen automatischen Fahrradparksystems BIKESAFE (www.woehr.de) mit 122 Stellplätzen die vorhandene Radabstellanlage in eindrucksvoller Weise. Das Schulzentrum mit ca. 2.100 Schülerinnen und Schülern ist dank zahlreicher Radwege aus allen Hauptrichtungen und einer Fahrradstraße sehr gut mit dem Fahrrad erreichbar. Bereits vor Inbetriebnahme des neuen Systems im April 2017 wurden an Schultagen 400 Fahrräder an den vorhandenen Anlagen abgestellt.

Die Bedienung erfolgt mit einem persönlichen Chip, der in den Schulsekretariaten an interessierte Nutzer ausgegeben wird. Interessant ist das Fahrradparksystem für normale und für hochwertigere Räder, z.B. auch der Lehrer. Die Evaluation der Mobilitätskampagne „Kopf an: Motor aus“ hat ergeben, dass fast die Hälfte der Nichtradelnden als einen wichtigen Grund für ihr Verhalten angaben, dass sie am Ziel ihr Fahrrad nicht sicher parken könnten. Dem kann mit der neuen innovativen Lösung entgegen gewirkt werden.

Das Projekt wurde im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.

Fahrradparksystem am Schulzentrum Rutesheim (Quellen: www.rutesheim.de, www.woehr.de)

In den Niederlanden wurden in den letzten Jahren kapazitätsstarke Fahrradparksysteme insbesondere an Bahnstationen realisiert. Spitzenreiter ist die Stadt Utrecht mit dem bedeutendsten niederländischen Bahnhof Utrecht Centraal. In der Station selbst sowie im nahen Umfeld wird es bis zum Jahr 2020 ca. 33.000 Einstellplätze für Fahrräder geben. Ein erstes Fahrradparkhaus mit 4.200 Plätzen wurde in 2014 unter der großen Treppenanlage zur Eingangshalle in Betrieb genommen. Im August 2017 kam eine weitere Anlage mit 6.000 Plätzen an der Ostseite der Station hinzu. Bis zum Ende des Jahres werden weitere 1.500 Plätze übergeben, bis Ende 2018 werden es dort summiert 12.500 Plätze sein. Diese Anlage ist dann wahrscheinlich die größte ihrer Art in der Welt. Bisher ist dies die vollautomatische Anlage in der Tokyo Kasai Station mit Platz für 9.400 Bikes.

Fahrradparkhaus an der Ostseite des Bahnhof Utrecht Centraal (Quellen: www.theguardian.com, www.bikeclutch.wordpress.com)

Vollautomatische Anlage der Tokyo Kasai Station (Quelle:https://bikeofftokyo.wordpress.com)

Siehe jeweils auch ausführlich in: https://bicycledutch.wordpress.com/2014/07/03/utrechts-indoor-bicycle-parking-facility/ – https://bicycledutch.wordpress.com/2017/08/15/the-biggest-bicycle-parking-garage-in-the-world/ – https://www.theguardian.com/world/2017/aug/07/worlds-biggest-bike-parking-garage-utrecht-netherlandshttp://www.bikeoff.org/design_resource/DR_facilities_examples_transport_Kasai.shtml